Konzertkritiken von Renate Danninger 

 

„Wetterstein – Raga Roll“ im Cafe Carina am 12.5.2003

Eine kleine Location, das Publikum quer durch den sozialen Gemüsegarten,
 mit familiärer Atmosphäre.
Die winzige Bühne ist schon vollgestopft mit Schlagwerk, 
Didgeridoo und jeder Menge Mini-Gitarren.
Die Musiker versammeln sich und werden immer mehr, insgesamt sind’s
8 Akteure – da heisst’s auf Tuchfühlung spielen!
Die einstimmende Pausenmusik, die uns das Ohr öffnet, kommt von Niki
(Bandname: FIZIFOZITOT).
Um 21:30 wird’s lebendig, als Hary Wetterstein an der Gitarre, Florian Tuchacek am Schlagzeug und Ne-Nad am Didgeridoo inmitten der Konservenmusik einsteigen.
Gitarre und Didg begrüßen sich unter aufmerksamem Drive von Flo.
Hary entlockt seinem kleinen Instrument psychedelische Wah-Wah-Klänge und Ne-Nad hackt in sein Rohr. Ein Bass gesellt sich dazu – Thomas Bayer: kleiner Mann, ganz gross! Give me your funky base!! – 
der Sound schwillt an zum Urgroove, um in fliegendem Wechsel in Urblues überzugehen. Und das war erst die Begrüßung!
Nun singt uns Hary im Dialekt ein Lied vom bösen Alkohol, erdiger Groove und sensibler Text treffen uns mitten in den Bauch.
Auch Power-Flo singt immer wieder fröhlich mit.
Jetzt packt Hary auch noch die Harp aus, 
um uns aus voller Seele seinen Blues zu geben,
wird vom Didg in die Höhe gepeitscht, und 
erfreut uns beinah Hendrix-mässig mit der Gitarre. 
Da fühl’st Dich einfach wieder jung!
Und das Publikum ist erdig genug um ordentlich mitzugeh'n.
Der Einstieg nach der Pause ist ein knalliger World-Dancefloor.
Immens gute Stimmung im Lokal; Bühne und Zuschauerraum vermischen, 
es wird musiziert, getanzt und abgefahren!
Die Bühne ist voll: Edgar Lliuya an den Percussions hat dort zwar nicht viel Platz, 
in der Musik dafür umso mehr.
Flo gibt uns ein inbrünstiges Gesangs-Gebet zu Gehör,
es wird urig-erdig und rockig an der Gitarre.
Hary kommt uns ziemlich erotisch mit „I wanna make love to you“,
und es ist kein Quickie, die
Nummer dauert und wird bis ins Letzte perfekt ausgespielt.
Es folgen Indianerstämme und Aussie-Klänge,
Ne-Nad lässt psychedelisches Lachen hören, 
das prompt aus dem Publikum erwidert wird.
World-Blues-Groove-Trance-Dance: Die Band groovt, das Publikum movt, es gibt kein Halten mehr, der Zug fährt ab, direkt ins Musiknirwana.
Didg und Gitarre im Gegenspiel, Power-Drive an Schlagzeug und Percussions, funkiger Bass, da tut sich was!
Ne-Nad bohrt das Rohr fast in den Boden, Schlagmann Flo fährt endgültig ab 
und Donald Duck was here (Quak von Hary!).
Bei erdigem Dialektgesang „ Tanz ma mit“, Wetterstein präsentiert sich auf 
einem Bein on Top of the Piano 
mit einer Mischung aus Westcoast- u. Hendrix-Sound.
Na, da soll ma net Mittanzn?!
Eine zarte Lady – Sarah Bidner – singt harten Funk-Soul, eine andere – 
Sista Sand – beutelt den Groove aus der Gipshand. 
Danke dieser Frauenpower!
Der Bass ist verspielt, hat auch kein Problem damit, mal den Leader zu machen, der Didg-Mann singt, schreit, betet, bebt, lebt; eigentlich brächte er gar kein Instrument, er ist selber eins!

Um von der Zugabe noch zu erzählen (spät in der Nacht, nach Wien-üblichem Polizeibesuch)

nein, es wird nicht alles verraten.
Leute, da müsst Ihr selber hin,
das müsst Ihr hörn und spürn!

                                                              makeitfunky@aon.at

 

„Wetterstein – Raga Roll“ im Cafe Carina am 22.09.2003

 Hary Wetterstein diesmal mit neuem Line-up und altbewährtem Groove.

Mit dabei auch ein urtümlich anmutendes „Ötzi“- Horn und ein E-Cello (!) ,
das macht schon mächtig good vibration.
Miss Ex-Gipsarm in Soul – Sister Sand, 
von der Formation "TRANCADELIC BEAT" –
 kommt ebenfalls schon angerollert.
Knapp nach 22 h ein 3-Mann Intro:
„Meister“ Pjotre Seidl am E-Cello, Wolfgang Heinrich am Bass und 
äußerst beschwingt am Schlagzeug Willy Horvath.
Nach kaum einer Minute ist das Lokal bereits gefüllt mit groovigem Sound in Vollgas-Manier und reichlich Zuschauern.

Willy liefert gewaltigen Schlagwirbel, Pjotre spricht, singt und grölt mit dem Cello – 
jetzt streicht er auch noch funky!
„Mr.Soul-Man“ – Waldemar Wahn – übernimmt das Mikro und zeigt gewagte Stimmakrobatik, 
rapt und soult sich die Seele aus’m Leib, das Cello soult mit –
dieser Ohrgasmus kam beinah a bissal zu früh!

Diese Musik hat unglaublich viel zu bieten: Orient und Occident,
(steh ich auf oder leg ich mich nieder?) .

Nun steigt Hary mit der Harp ein, bluest und groovt mit, Didge-Myke röhrt am Ur-Horn,
die Sphären öffnen sich, die Tanzbeine zucken.
Hary bringt uns seine Stimme zu Gehör, jung und frisch wie eh und je,
und der Zug fährt mit uns ab – es wird noch eine weite Reise!

Das Publikum ist reisebegeistert und jubelt zu Hary’s immer aktuellen Botschaft.
Multi-Kulti-Wetterstein führt uns vom Soul über Engelsklänge zu Indianermusik.

Man kann sich in Glückseeligkeit verlieren bei 
derartig lang ausgespielten Nummern!

Dann gibt’s „Alkohol“, urgroovig aber gleichzeitig traurig, 
denn gerade die B’soffenen geben  nix in den kreisenden Gagenhut.

Willy versorgt die Jungs mit ordentlich Schlagdrive, 
Wolfgang macht funky Stimmung am
Bass und von Didge-Myke lässt frau sich gern musikalisch ein Rohr verlegen.
Cello spricht mit Didge, auch Gitarre und Bass im Dialog – 
die haben sich Einiges zuerzählen!
Raga Roll gestrichen, nicht vom Programm aber von Pjotre’s Bogen.

Nach ca.90 Minuten kraftvollsten Spiels ist mal kurze Pause zur allgemeinen Labung
angesagt, mann/frau füllt wieder auf, was on dancefoor verschwitzt wurde.
Nach allgemeiner Flüssigkeitsaufnahme stimmt sich Hary musikphilosophisch ein,
und der Zug fährt weiter…….(auch, wenn’s Schlagwerk noch Pause macht).

Sister Sand sitzt einstweilen beim Frisör – Rapunzel lass flechten Dein Haar! – Waldi
hat sich dafür angeboten (wahrlich ein Allroundtalent!).

Inzwischen lässt Hary die Stimme grooven, lacht mit seiner kleinen, selbstgebauten
Gitarre und trotz spärlicher Didge- und Cellobegleitung nimmt die musikalische Spannung keineswegs ab.
Mit jugendlicher Stimme kommen überaus wichtige Botschaften daher.

Der Zug entführt uns in eine bessere Welt und die Gitarre erzählt,  
wie schön’s dort ist.

Psychedelic Sound: 
absolute Zuhörer-Extase lässt sogar Tanzbeine kurzfristig das Hüpfen vergessen, 

Squaw Sister Sand gibt laut, lässt es raus, lässt Seele rein.
„Once In Your Life“ – einmal im Leben so grooven!
Übrigens, wie wird’ ich jemals wieder ohne E-cello können??

Die liebe Schwester gibt mit ihrer Stimme noch eins drauf und 
die vier Magier an den Instrumenten machen Klangwolke wie ein Riesenorchester.
Das Frauenwunder steht ihren Mann und swingt auch in tieferen Tonlagen.
Set ladies on soul (and fire)!
Soul-Man Waldi greift auch wieder zur Mikro-Macht, und wie gut er das macht!
Es groovt, soult, tanzbeinschwingt und wir sind glücklich.
Ganz nebenbei bemerkt:

Sensationell, wie körperlich so ruhig und gelassen 
Didge-Myke am Rohr so fetzen und grooven kann,
man spürt förmlich die innere Ruhe, aus der seine Musik fließt!

Weiter geht’s, noch einer aus dem Publikum hat was zu singen.
„Che“ on rap, mit rotem Käppi und Power in der Stimme macht er Druck.
Zur allgemeinen (Tanz-)Freude packt Hary noch mal die Harp aus 
und wilder, feinsterBlues weht uns um die Ohren.

Reserve-Che rapt dazu, das Rohr swingt, das Cello singt,
der Bass funkt und die Formation sprengt jegliche Musikdimensionen.
Auch Wolfgang am Bass wirkt optisch eher ruhig und verhalten,
aber diese Töne – eine funkelnde Lebendigkeit!
Eine Tanz-Herausforderung jagt die andere und 
Wetterstein zaubert noch einen weiblichen singenden Gast hervor.

Weil der Zug nicht anhalten darf, fahren wir weiter 
mit „Johnny Be Good“ im Gepäck.
Heut Nacht sind wir eh alle brav!
Raumfüllende, beinah missionarische Klänge, 
die eigentlich ins Trinkwasser für alle gehörten.
Talking blues – traurig ist’s ja nicht gerade, 
vielmehr groovy Blues for making funky!

Seit Konzertbeginn sind schon über 3 Stunden vergangen
 und der Zug fährt immer noch.
Aber bitte – der unwürdige Schreiberling möchte auch noch eine Runde ohne Schreibblock hüpfen!!

Make it funky!!!

                                                            Renate Danninger

                                                              makeitfunky@aon.at